Es gibt Lichtkeimer und Dunkelkeimer
Saatgut und Pflanzen

Lichtkeimer & Dunkelkeimer: Unterschiede und Beispiele

Vor ein paar Tagen habe ich in diesem Beitrag erläutert, welche Voraussetzungen Samen für ihre Keimung brauchen. Unter anderem erwähnte ich dabei das Thema Licht. Darum soll es heute in diesem Beitrag geben. Wieso gibt es Lichtkeimer und Dunkelkeimer? Und unter welchen Bedingungen keimen diese beide Sorten am besten? Diesen Fragen und noch mehr gehen wir nun mal näher auf den Grund.

Warum brauchen Pflanzen Licht?

Bevor wir uns damit beschäftigen, was es mit Lichtkeimern und Dunkelkeimern auf sich hat, gehen wir erstmal der Frage nach, warum Pflanzen überhaupt Licht benötigen. Die kurze Antwort: Damit sie überleben. Die Antwort lässt sich aber noch komplexer beantworten. So brauchen Pflanzen Licht, um Nährstoffe, organische Verbindungen wie beispielsweise Kohlenhydrate, herzustellen. Diese Umwandlung von Licht zu organischen Verbindungen übernimmt das Blattgrün (Chlorophyll). Notwendig ist dafür Licht im geeigneten Wellenbereich und Kohlenstoffdioxid und Wasser. In einem biochemischen Prozess wird diese Lichtenergie in chemische Energie umgewandelt. Letztere wird dann für den Aufbau der organischen Verbindungen benötigt. Das ganze Prozedere ist auch unter dem Begriff “Fotosynthese” bekannt. Vielleicht erinnert sich der ein oder andere aus dem Biologie-Unterricht daran 🙂 Während der Fotosynthese stellt und gibt die Pflanze auch Sauerstoff ab.


Die Fotosynthese findet in den Chloroplasten statt, die sich in den Pflanzenzellen befinden. Chloroplasten sind Bestandteile der Zelle, die den Farbstoff Chlorophyll enthalten und der den Blättern ihre grüne Farbe verleiht. Es gibt zwei verschiedene Chlorophyll-Typen: A und B. Beide Typen absorbieren die unterschiedlichen Wellenlängen im Licht unterschiedlich gut auf. Daher ist es bei der Anzucht mit Pflanzlampen wichtig, diese zu kennen.  Hinzu kommen noch einige andere Pigmente, die ebenfalls lichtempfindlich sind, wie beispielsweise Carotinoide. Auf diese gehe ich an dieser Stelle aber nicht mehr ein – aus Gründen der Übersicht 🙂

Das richtige Lichtspektrum

Von dem Part aus dem Biologie-Unterricht springen wir nun flott zum physikalischen Teil. Wie bereits erwähnt, brauchen die beiden Chlorophyll-Typen unterschiedliche Wellenlängen, um ihre Arbeit machen zu können. Chlorophyll A braucht entweder etwa 430 Nanometer oder 665 Nanometer Rot. Chlorophyll braucht etwa 460 Nanometer Blau. Beide Lichtfarben sind kurzwellig und enthalten daher besonders viel Energie. Damit die Pflanze nun wachsen kann, muss das ihr zugeführte Licht das ganze Absorptionsspektrum umfassen.

Chlorophyll A und B brauchen unterschiedliche Wellenlängen.
Chlorophyll A und B brauchen unterschiedliche Wellenlängen. Grafik: http://www.dahlia-mds.co.uk/Topics/Propagation_2011_3.htm

Lichtkeimer und Dunkelkeimer: Anforderungen an das Licht

So viel zur naturwissenschaftlichen Theorie und zurück in die Praxis. Wobei  … ein bisschen müssen wir doch noch mal in die Biologie abtauchen. Denn ob ein Samen jedoch ein Lichtkeimer oder ein Dunkelkeimer ist, hängt von seinen Phytochromen ab.

Was sind Phytochrome?

Dabei handelt es sich um Fotorezeptor-Proteinen, also lichtempfindliche Rezeptorzellen. Diese kommen nicht nur in Pflanzen vor, sondern auch bei Algen, Bakterien und Pilzen. Ihre Aufgabe ist einfach: Phytochrome messen vereinfach gesagt die Lichtverhältnisse und steuern ein breites Spektrum von Antworten auf Lichtreize: Keimung, Photomorphogenese (Gestaltbildung der Pflanze durch die Anwesenheit von Licht), Blütenbildung und noch einiges mehr. Aufgrund dieser Phytochrome wirkt Dunkelheit bei Lichtkeimern keimhemmenden und bei Dunkelkeimern ist es Licht, dass die Keimung erschwert.

Saatgut ist unterschiedlich aufgebaut

Mit einher bestimmt auch der Aufbau den Unterschied zwischen Lichtkeimern und Dunkelkeimern:

  • Lichtkeimer: kleine Samen mit schwachen Trieben, die nur schwer oder gar nicht die Erde durchdringen
  • Dunkelkeimer: große Samen, die ohne Weiteres die Erde durchdringen

Lichtkeimer sind, was ihre Keimung angeht, sehr schnell. Schon nach kurzer Wartezeit zeigen sich die ersten Triebe. Das macht sich aber auch anfällig dafür, weggeschwemmt oder gefressen zu werden. Dunkelkeimer liegen hingegen länger in der Erde, sind dort vor diesen Problemen geschützt und können sich unter der Erde mit Nährstoffen anreichern. Ist das Substrat zu feucht, können sie aber schnell verfaulen.

Aussaat von Lichtkeimern

Dementsprechend gilt es, auf die richtige Aussaat der Samen zu achten. Bei Lichtkeimern reicht es, wenn diese auf die Erde gestreut werden. Um ein Wegfliegen des Saatguts zu verhindern, kann es sinnvoll sein, diese noch mit einer hauchdünnen Schicht Sand zusätzlich zu bedecken. Zu dick darf diese Schicht aber nicht sein, weil die Samen sonst nicht mehr genügend Licht für ihr Wachstum absorbieren können. Werden die Lichtkeimer im Gewächshaus oder Haus vorgezogen, reicht es, sie leicht in die feuchte Erde zu drücken.

Die meisten Salate sind Lichtkeimer
Die meisten Salate sind Lichtkeimer.

Küchenpapier als Keimhilfe

Es braucht nicht unbedingt Erde, um die Lichtkeimer zum Wachstum zu animieren. Zum Beispiel keimen Tomatensamen wunderbar, wenn man sie zunächst auf ein feuchtes Küchenpapier legt, das wiederum in einer lichtdurchlässigen Plastikdose, Plastiktüte oder Glas verstaut ist. Ein warmes Plätzchen und ein bisschen Licht – und schon lassen sich nach wenigen Tagen die ersten Triebe entdecken. Sind die groß genug, können sie dann in die Erde umgesetzt werden.

Lichtkeimer: eine Auflistung*

Folgende Samen sind Lichtkeimer:

  • Arnika
  • Baldrian
  • Bärlauch
  • Basilikum
  • Baumspinat
  • Blattsalat
  • Bohnenkraut
  • Brennesel
  • Brombeere
  • Brunnenkresse
  • Dill
  • Estragon
  • Gartenkresse
  • Himbeere
  • Kamille
  • Karotte
  • Katzenminze
  • Kerbel
  • Kopfsalat
  • Kornblume
  • Kresse
  • Kümmel
  • Lavendel
  • Löwenmäulchen
  • Mädchenauge
  • Majoran
  • Margerite
  • Melisse
  • Minze
  • Nelke
  • Oregano
  • Pfefferminze
  • Ringelblume
  • Rosmarin
  • Salbei
  • Schafgarbe
  • Sellerie
  • Senf
  • Thymian
  • Vergissmeinnicht
  • Wermut
  • Wucherblume
  • Ysop
  • Zitronengras
  • Zitronenmelisse

Aussaat von Dunkelkeimern

Damit der Keimprozess also bei den Dunkelkeimern startet, benötigen sie ausreichend Dunkelheit. Licht kann dabei sogar kontraproduktiv wirken und die Keimung hemmen. Grund dafür sind die Phytochrome, die durch langwelliges Licht angeregt werden. Das kann nämlich die obersten Erdschichten durchdringen und die Keimung von Dunkelkeimern vorantreiben.

Stiefmütterchen sind Dunkelkeimer.
Stiefmütterchen sind Dunkelkeimer.

Auf den meisten Verpackungen von gekauften Saatgut ist meistens die Aussaattiefe zu finden. Ein guter Richtwert, mit dem ich bislang gut gefahren bin, ist folgender: Die Samen sollten zwei- bis dreimal so tief liegen, wie sie groß sind.

Beispiele für dunkelkeimende Pflanzen*:

  • Borretsch
  • Christrose
  • Feldsalat
  • Gurke
  • Kapuzinerkresse
  • Koriander
  • Kürbis
  • Liebstöckel
  • Lupinen
  • Petersilie
  • Rittersporn
  • Schnittlauch
  • Stiefmütterchen
  • Tulpe
  • Zichorie

(* Die Listen erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit)

Dir hat dieser Beitrag gefallen? Dann freue ich mich über deinen Kommentar. Du kannst den Beitrag auch auf Pinterest und Facebook teilen! Und vergiss nicht, mir auf Instagram zu folgen 🙂

28 / Redakteurin / Landei und Jung-Gärtnerin :)

Eine Antwort schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert